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Das Lügchen-Bübchen und die Nonoverlapping Magisteria des zu Guttenberg

brave new texts

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Mann oh Mann. Die Universität möchte ich sehen, die jemanden mit dieser Abschlußnote zur Promotion zuläßt — um ihm oder ihr dann mit verbundenen Augen das « summa cum laude » im Rahmen einer feucht-fröhlichen Fakultäts-Piñata für die gelungenste Pressecollage zu überreichen.

Oh wartet! Es gibt sie!

Die Zeit Online:

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat nur mit der Ausnahmegenehmigung eines CSU-nahen Professors an der Universität Bayreuth promovieren dürfen. Dies erfuhr der Tagesspiegel aus Fakultätskreisen. Wie es hieß, sei Guttenbergs juristisches »Prädikatsexamen«, mit dem er auch in seinem Lebenslauf warb, nur ein sogenanntes »kleines Prädikat« mit der Note »befriedigend« im »unteren Bereich«. Mit einer solchen Examensnote sind juristische Promotionen nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig.

Und nun raten wir alle abwechselnd im Kreis: was könnten solche Voraussetzungen wohl sein?

Der Tagesspiegel:

Dekan war bei Guttenbergs Promotionszulassung 2006 Karl-Georg Loritz. Loritz war in den siebziger Jahren Vorsitzender der Jungen Union in der CSU-Vorstandschaft der bayerischen Kreisstadt Schwandorf. Ende Januar war er Hauptredner beim Neujahrsempfang der Schwandorfer CSU. Auf der Website des Ortsverbandes heißt es, der Professor für Zivilrecht sei der Partei »bis heute verbunden«.

Politischer Filz, Good Old Boys Club, Seilschaft, Räuberleiter — mir fällt dazu vor allem das Zitat von Demonstratos aus Asterix bei den Olympischen Spielen ein: »Ihr könnt ihm vertrauen, er ist mein Vetter.« Und auch für die Nebengutachter wird gerade unter diesem Aspekt immer deutlicher, daß sie entweder ihre Pflichten nicht erfüllten oder zumindest leicht-, wenn nicht gar schwerstvervettert sind.

Und so ganz nebenbei ist nun auch das Wort »Prädikatsexamen« von zu Guttenbergs Website wie von Zauberhand entführt . Ein »Prädikatsexamen« beginnt im länderübergreifenden Gebrauch unter Juristen erst mit der Note »voll befriedigend«, auch wenn dies in dem einen oder anderen Bundesland noch als Prädikat bzw. »kleines Prädikat« durchgeht. Also keine große Lüge, sondern nur ein kleines Lügchen — genau wie seine Erfahrung in der Wirtschaft als »Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens«.

Aber ach, papperlapapp, das berührt doch alles nicht die Politik, sondern nur Akademia oder Wirtschaft. Und das sind sämtlich, wie wir wissen, Nonoverlapping Magisteria! In politischen Belangen kann zu Guttenberg daher nach wie vor als völlig unbescholten gelten und seine Glaubwürdigkeit nach wie vor als un-be-strrrritten, meine Herren, jawoll, das läßt sich gar nicht oft genug betonen.

Karl-Heinz Stiegler, MdB

Das beste, was wir tun können: uns nicht weiter zu empören, sondern Herrn Guttenberg, von Mogel-Baron und zu Lügchen-Bübchen, von nun an einfach dauerhaft und kräftig auszulachen.

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5 Responses

  1. Muahaha …

    • Beruf (vor der Tätigkeit als MdB): Geschäftsführer
    • Studium der Rechts- und Politikwissenschaften, Prädikatsexamen, Promotion – Dr. jur.
    • Leitung des Familienbetriebes in München und Berlin, berufliche Stationen in Frankfurt und New York
    • Geschäftsführender Gesellschafter der Guttenberg GmbH, München

    Neben allem anderen sollten wir ihn auch »Die Luftpumpe« nennen xD

  2. In meinem Trackback-Bereich tagt anscheinend gerade der Bipolar-Schizoiden-Kongreß. Da muß ich mal Hand anlegen.