Die neue Blogsöldner-Folge ist da! Mit Staraufgebot: Telekom, T-Mobile, Textprovider. Und der Plot hat’s diesmal wirklich in sich. Ab gestern in allen Theatern!
Nun ist es passiert: Im Rahmen meiner Blogsöldner-Reihe sind mir die Alien-Filmtitel ausgegangen. Ab jetzt muß ich mir welche ausdenken! Produktion und Regie für die neueste Folge liegen diesmal in den Händen von Telekom, T-Mobile und der Agentur Textprovider.
Wie Spiegel Online berichtet, ist der Plot wie folgt. Papa Telekom hat eine Tochter, die heißt T-Online. T-Online geht ganz schrecklich gerne shoppen. Um das zu vereinfachen, kriegt T-Online von Papa Telekom ein schönes, magentafarbenes Shopping-Portal geschenkt. Da freut sich T-Online! Aber nun weiß T-Online immer noch nicht, was es von den vielen tollen Sachen in ihrem Shopping-Portal kaufen soll. So viel Auswahl! Jetzt ist sie ist ganz verwirrt. Kein Problem, sagt Papa Telekom. Ich hab da einen Vetter namens Textprovider, und der, äh, provided Texte. Aber laß uns nicht ins Detail gehen, das ist zu kompliziert. Au fein! sagt Töchterchen T-Online. Und … die Texte sagen mir dann, was ich kaufen soll? Genau so ist es, sagt Papa Telekom. Und all deinen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden sagen sie es auch. Ist das nicht toll?
Und so geschah’s. Vetter Textprovider schreibt ein schönes Briefing, an das sich weder Töchterchen noch Papa später erinnern können. Oder sich vielleicht erinnern würden, wenn nicht immer diese schrecklichen Kopfschmerzen wären, wenn es um kriminelle unangenehme Angelegenheiten geht. In dem Briefing steht, es sollen »realistische Produktbewertungen erstellt werden, die nach Möglichkeit möglichst real und natürlich verfasst sind.« Nach Möglichkeit möglichst, ja: hier zeigt sich bereits der dienstleisterische Genius, gleichsam wie eine Locke, die malerisch in die hochgewölbte Textproviderstirn wie eine Muse fällt. Auch negative Wertungen sind erlaubt: »Sie müssen in die Rolle des Users ›schlüpfen‹ und möglichst authentische Bewertungen aller Produkte vornehmen«. Warum ›schlüpfen‹ in Anführungszeichen steht, versteht niemand. Aber ›authentisch‹, das verstehen alle! Ein so schönes Wort! Nun sind alle froh. Und nach 1000 solcher Texte, jeweils zwischen 80 und 180 Wörter lang, wissen alle, was sie kaufen sollen. Geigen geigen im Hintergrund.
Aber irgendwie war das dann doch nicht so in Ordnung. Der blöde Vetter! Sich erwischen zu lassen! Und Papa Telekom erklärt, »ein übereifriger Dienstleister« habe die Nutzerbewertungen veranlaßt. Übereifrig, ja das klingt gut. Weiß ja jeder, wie das so ist, wenn Papa Telekom schlechte Laune kriegt, weil jemand untereifrig ist. Und, Moment, überhaupt war das ja das Shopping-Portal vom Töchterchen! Und die ist ja schon ganz erwachsen und »autark«! Und Mama Konzernsprecherin mischt sich am Schluß auch noch ein: »Hier ist der Dienstleister deutlich über das Ziel hinausgeschossen.« Hinausgeschossen! Das paßt. Wie—ein—Handschuh. Und klingt mit »Übereifrig« im Duett so schön! Nein, nein, so richtig falsch war das ja alles gar nicht, nur eben ein bißchen, also, falsch skaliert. Und falsch skalieren ist ja auch gar nicht so schlimm. Wir sind doch alle mal zu … eifrig. Zu … energisch. Zu zielorientiert! Sonst würden wir ja auch niemals übers Ziel hinausschießen, ist doch logisch.
Und der Vetter Textprovider? Der sagt zu alldem, natürlich, lieber gar nichts. Papa Telekom ist schon sauer genug. Denn wie Papa immer sagt: Alles ist erlaubt, außer, sich erwischen zu lassen. Dann setzt es Haue. Und wo Papa hinhaut, da wachsen keine Ts mehr.
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Das ist ja nun nichts Neues, dass Reviews im Auftrag geschrieben werden. Andere (WeTab) ziehen aber wenigstens Konsequenzen, wenn sie erwischt werden…
Outsourcing ist eine feine Sache. Da kann man so schön auch jede Verantwortung outsourcen…