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»Hallo Welt! Ist hier, um Mahlzeiten zu stornieren.« Wirklich erstaunlich, was sich alles hinter Lorem ipsum dolor sit amet verbirgt.

Wie ich in einem anderen Zusammenhang in meinem Eintrag In nova fert animus darlegte, bin ich kein Freund des in der Werbebranche nahezu universell benutzten «Lorem ipsum». Eine Kreation, die mit einem korrumpierten Text als Platzhalter beginnt, kann nicht gut enden.

So dachte ich jedenfalls immer! Hier noch einmal ein Stück von «Lorem ipsum»:

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Wie sich nun herausstellt, verbirgt sich hinter dem korrumpierten Latein ein brillantes Stück hermetischer Prosa-Lyrik. Google Translate beherrscht seit letztem Freitag nämlich auch Latein, und Kottke jagte «Lorem ipsum» (bzw. eine Variante davon) durch den automatischen Übersetzer.

Hier ein Auszug vom beeindruckenden Ergebnis:

Hello world! Is here to cancel meals. Fresh troops the avenging can take the price of the gate elit. That beating you soften large and less trouble. In the fireball there is no element of time will not be avenging Moors, always.

Da lag es natürlich nahe, dies auch mit einer Übersetzung ins Deutsche zu versuchen. Die deutsche Version (von Kottkes Lorem-ipsum-Variante) kann der englischen Übersetzung jedoch nicht das Wasser reichen, trotz netter Stellen wie »Hallo Welt! Ist hier, um Mahlzeiten zu stornieren.« oder »Bitte beachten Sie, dass Joomla Krankheit ist rächenden Wagen.« Einer der Gründe ist, daß in der deutschen Übersetzung einige zentrale Begriffe tatsächlich näher am ursprünglichen Text(un)sinn des korrumpierten lateinischen Textes liegen, als dies bei der englischen Übersetzung der Fall ist. Ein weiterer Grund ist, daß es der Übersetzung nicht gelingen kann, mit den korrekten Artikeln und vergleichsweise zahllosen Konjugationen und Deklinationen der deutschen Sprache Schritt zu halten. Dadurch entstehen mehr Bruchstellen durch fehlende grammatische Zusammenhänge und die Simulation von Sinn mißlingt. Was sicherlich auch mit ein Grund ist, warum die englische Sprache insgesamt geduldiger ist als die Deutsche; es ist schon erstaunlich, was sich auf internationalem Parkett an »Englisch« tatsächlich noch verstehen läßt.

Wenn die Grammatik nicht allzu holprig ist, kann praktisch alles lyrischen Sinn gewinnen. Neben Werbe-Headlines gehören dazu auch so unvergeßliche Verse wie “My Hovercraft Is Full of Eels” oder Charlie Sheens Dankesworte auf Russisch “The buses here don’t work. I am an asshole.” in Terminal Velocity.

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7 Responses

  1. “That beating you soften large and less trouble. / In the fireball there is no element of time (…)” This has almost Ezra Poundian qualities!

  2. ‎@Martin Huh, where did your quote from Cantos XXXIX go?

  3. Beaten from flesh into light / Hath swallowed the fire-ball / Attraverso le foglie / His rod hath made god in my belly Sic loquitur nupta / Cantat sic nupta (Canto XXXIX)

  4. I clicked the ‘Like’-Button for my own posting and by some reflex instanaeously cancelled the whole posting by mistake…