Wenn attack-ads intelligent gemacht sind, habe ich auch Spaß an vergleichender Werbung …
… aber diesen Spot von Grey West für BMW North America finde ich konzeptionell, visuell und textuell unterirdisch:
Konzeptionell …
Was, genau, ist “Performance Now”? Auch mehrfaches Sehen macht mich nicht schlauer.
Visuell …
Autos fahren durch die Stadt.
Textuell …
Phrasen in Pseudorhetorik. Das Cordon bleu für Werber.
Im einzelnen:
Performance Now is all about logic.
Ist das die Prämisse oder die vorgezogene Schlußfolgerung? Ich bin gespannt auf das Argument.That some cars cost as much as $1,500 to maintain is one thing.
Ich sehe noch keinen Zusammenhang. Außerdem, auf welchen Zeitraum und auf welches Autoalter beziehen sich die Zahlen?That some cost even more is quite another.
Moment — das eine Ding kostet viel und das anderes mehr, und das sind »zwei ganz unterschiedliche Sachen«?That a BMW costs you nothing to maintain defies all logic whatsoever.
Die ist nur der dritte Teil einer Reihung (viel—mehr—nichts) und reformuliert lediglich die Prämisse (oder Schlußfolgerung).
Nebenbei, “all logic”? Also nicht nur “Informal Reasoning”, sondern, nun, überhaupt alle Logik?And in turn makes it the most logical choice of all.
“In turn”? Das folgt aus … was? Tatsächlich aus gar nichts, denn hier wird bloß die Prämisse (oder Schlußforderung) ein drittes Mal formuliert.Performance Now is the 3-series.
Wer den Rest für sinnvoll hielt, wird das jetzt auch noch hinnehmen.
Dieser Unsinn hat mit »Text« absolut nichts zu tun. Aber wartet, ich hab noch mehr! Denn gegen den zweieinhalbminütigen Phrasentornado “LX Forty” unter Marc Forsters Regie von Publicis, Zürich, für Swiss International Air Lines kann der BMW-Spot noch den Hemingway-Preis gewinnen:
Swiss International Air Lines—LX Forty
Manchmal frage ich mich, wie die Brainstormings aussehen, in denen solche Kollektionen vakuöser Weisheiten entstehen.
Woran Werber zu allen Zeiten und mit wachsender Begeisterung ihr intellektuelles Mütchen kühlen, ist die Werbung anderer: ein Unterfangen, für das ich — milde gesagt — Vorbehalte hege. Denn weder kenne ich die Werbeabsicht, noch die Zielgruppe, noch den Erfolg, die diese Werbung hat. (Und mit »Erfolg«, das dürfte klar sein, sind nicht Kreativpreise gemeint.) Aber es gibt eine Reihe von offensichtlichem Blödsinn, der aus Faulheit entsteht: Der Faulheit, etwas gründlich zu recherchieren und der Faulheit, ein Anliegen präzise auszudrücken. Dies sind die Dinge, die hier in Killed by Copy von Zeit zu Zeit aufs Korn genommen werden.
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