Kürzlich schrieb ich in Die Wissenschaft vom Geschichtenerzählen etwas über psychologischen Realismus und auch mal wieder böse Dinge über Fernsehwerbung.
Wobei ich zwei gute Dinge über Fernsehwerbung zu erwähnen vergaß:
- Gegenüber der durchschnittlichen Programmqualität sind Werbespots oftmals geradezu kreative Oasen.
- Es gibt auch wirklich gute Werbespots.
Okay, ganz vergessen hatte ich’s nicht, ich hatte bloß vergessen, es mir in Erinnerung zu rufen ;-) Wer absolut klasse Sachen sehen will, sollte sich jetzt gleich zu °flos neuester Auswahl an net nuggets auf madvertising begeben und sich eine Monatsration an awesomeness abholen.
Aber nicht nur das. Der dort verlinkte Guinness-Spot (in seiner Gesamtheit) ist ein gutes Beispiel dafür, was ich in meinem oben erwähnten Eintrag zur Wissenschaft vom Geschichtenerzählen meinte:
Der Tornado-Spot von Saatch & Saatchi, London, ist absolut phantastisch (im Sinne von »Phantastik«), aber psychologisch absolut plausibel. Und es ist eine Story, nicht zu vergessen! Alles so Dinge, abgesehen von der Phantastik, die zum Beispiel dem vorgestern auf Werbeblogger [RIP] vorgestellten Saturn-Evolutions-Spot von Scholz & Friends, Berlin, fehlen — einschließlich Witz und Human Interest:
Auch wenn der Saturn-Spot mich in meiner Eigenschaft als passionierter Gamer visuell durchaus anspricht: Eine Story ist das nicht. Animiert mich der Guinness-Spot, bei meinem nächsten Besuch in der Altstadt endlich mal wieder ein Guinness zu heben? Absolut. Animiert mich der Saturn-Spot, endlich mal wieder Saturn im Sevens zu besuchen (und dabei wie immer die eine oder andere Rolltreppe nicht zu finden)? Absolut nicht. Animieren tut mich der Spot allerdings dazu, meinen Computer in die Spielepartition zu rebooten! Und vielleicht darüber nachzudenken, wann, wie und mit welchem Geld ich mir genug Graphikpower anschaffen kann, um F.E.A.R. bei 1600×1200 mit maximalen Einstellungen zu zocken — bloß, daß diese Aufrüstung dann irgendwann bei Saturn geschieht, ist unwahrscheinlich.
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Danke für den Link! :-)
Allen, die sich für das spannende Thema “Storytelling” interessieren, sei übrigens folgende Lektüre empfohlen:
Christopher Vogler: „Die Odyssee des Drehbuchschreibers“ (ISBN-10: 3861502283) Vogler durchdringt die archetypische Struktur, die allen großen Kinoerfolgen zugrunde liegt. Und jeder guten Geschichte, seit der Mensch am Lagerfeuer anfing, sich Fiktionales zu erzählen.
Eine Offenbarung.
Und natürlich die Bibel:
Robert McKee: „Story“ (ISBN-10: 3895810452)
Und Vogler natürlich am besten auch auf englisch lesen: “The writer’s journey”.
Und die Archetypen, die Vogler beschreibt, entsprechen in der Tat zu weiten Teilen denen von Campbell. Trotzdem strukturiert er die Analyse anders. Nämlich in die einzelnen Schritte der Heldenreise, auf der dieser den archetypischen Figuren begegnet.
Kaufbefehl! ;-)
Ah, den Vogler kenne ich nicht. Ich sehe gerade, ich habe überhaupt kein einziges deutschsprachiges Buch über Screenwriting! (Ganz so viele habe ich allerdings sowieso nicht, da Screenwriting nicht zu meinen Schwerpunkten gehört.) Klingt ganz so, als bezöge Vogler sich auf Campbells The Hero With the Thousand Faces, das so ungefähr in jedem Buch zitiert wird, das ich je übers Schreiben gelesen habe. Aus gutem Grund! (Der allererste Star Wars zum Beispiel ist fast schon eine Eins-zu-eins-»Verfilmung« von Campbells Hero *kicher*)
Und ja, McKee’s Story gehört in der Tat zu den Büchern der Marke “utterly indispensable”. Wer es noch nicht hat, sollte sich allerdings die Hardcover-Edition zulegen und nicht die Paperback-Ausgabe bei Amazon »vorbestellen«. Da mir meine alte Ausgabe irgendwann komplett aus dem Leim ging, habe ich diese Paperback-Ausgabe bei Amazon bestellt — am 8. Juli 2005! Seitdem werde ich in regelmäßigen Abständen vertröstet (immerhin fiel letztes Jahr mal ein Einkaufsgutschein dabei ab).
LOL! Vogler — Englisch — Writer’s Journey … rrring … jetzt klingelt’s endlich! Das Buch befindet sich tatsächlich längst auf einer meiner überdimensionierten Amazon-Wunschlisten (wobei »Wunschliste« lediglich bedeutet »Bücher, die ich zu kaufen nicht vergessen möchte, sobald ich die 30 Bücher meiner letzten Bestellungen abgearbeitet habe« *seufz*). Ja, dann mache ich das doch einfach mal :-)
Also doch wieder alles Englisch. Und ich wollte schon „Hurrah!“ schreien. Wobei ich mich frage: Natürlich gibt es im Storytelling universelle Strukturen, aber doch auch spezifische regionale Unterschiede. Wie kann es da sein, dass man keine (kaum?) deutsche Bücher z. B. über das Drehbruchschreiben findet? Wenigstens für so lokal eingegrenzte Formate wie vielleicht Fernsehfilme? Was nicht heißen soll, dass ich die angelsächsische Ästhetik nicht ohnehin bevorzugen würde (hüstel) …