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Wer dürfte dieser Syntax widerstehen?

Eva Longoria: Magnum Temptation

Eva Longoria: Magnum Temptation

Wer wie ich nicht unentwegt mit hochhackiger Libido herumläuft, an dem geht unsere hemmungslos sexualisierte Eiswerbung weitgehend vorbei. Erregend finde ich dagegen schlechte Syntax, und von der gibt’s da zum Glück ja immer reichlich.

Die Magnum-Kinowerbung von McCann-Erickson, Milano, die seit ein paar Monaten am Start ist, mit Eva Longoria Parker von Desperate Housewives, bildet da keine Ausnahme:


Magnum Temptation

Das bis zum Überlaufen femininisierte Overvoicing lautet:

Brave Mädchen meinen, Versuchungen muss man widerstehen. Aber sie haben sich nie auf die Verführung eingelassen. Sich nie dem Genuss hingegeben. Aber ich liebe es, mit der Versuchung zu spielen. [Produktbeschreibung] Wie sollte ich dieser Versuchung widerstehen?

Das ist so voller Schlaglöcher, daß ich fast geneigt bin, Absicht zu vermuten. »Muß« statt »müsse« im ersten Satz ist zweifelhaft, und bei einer »Verführung« ist lexikalisch gesehen das Einlassen bereits erfolgt, doch ich will keine Erbsen zählen, wenn so viele Kohlköpfe im Spiel sind. Die skurrile »aber«-Reihung, um damit zu beginnen, bürstet Hörer schon kräftig gegen den Strich — was vielleicht auf eine geheimnisvolle, tiefengrammatische Art erotisch wirken soll. Dann, beobachten wir die Argumentationskette — und vergessen dabei nicht, daß »Verführung« hier gegen den lexikalischen Strich wie »Versuchung« verwendet wird: Warum lassen sich brave Mädchen nicht auf die Versuchung ein? Weil sie sich noch nie auf die Versuchung eingelassen haben! Hmmmm … Aber es kommt noch quätscher, denn als nächstes heißt es: »Aber ich liebe es, mit der Versuchung zu spielen.« Mit einer Versuchung »zu spielen« heißt ja gerade, sich nicht oder nicht sofort auf sie einzulassen … was prinzipiell ja passen würde, wenn es sich in Kontext & Absicht nicht eindeutig ums Einlassen drehte. Was es ja aus guten Gründen tut. Und am quätschesten wird’s dann zum Schluß: Was hat das Wort »sollte« hier verloren? Wieder so eine merkwürdige Ersetzung wie im ersten Satz, muß/müßte, sollte/könnte, die entweder nahelegt, daß die Texter etwas ganz anderes sagen wollten, als wir alle meinen, oder ein Hinweis dafür ist, daß die Welt der Modalverben für sie unkartographiertes Neuland darstellt.

Disclaimer
Woran Werber zu allen Zeiten und mit wachsender Begeisterung ihr intellektuelles Mütchen kühlen, ist die Werbung anderer: ein Unterfangen, für das ich — milde gesagt — Vorbehalte hege. Denn weder kenne ich die Werbeabsicht, noch die Zielgruppe, noch den Erfolg, die diese Werbung hat. (Und mit »Erfolg«, das dürfte klar sein, sind nicht Kreativpreise gemeint.) Aber es gibt eine Reihe von offensichtlichem Blödsinn, der aus Faulheit entsteht: Der Faulheit, etwas gründlich zu recherchieren und der Faulheit, ein Anliegen präzise auszudrücken. Dies sind die Dinge, die hier in Killed by Copy von Zeit zu Zeit aufs Korn genommen werden.
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