In heutigen Unternehmen wird leider die Motivation der Mitarbeiter ganz nach hinten geschoben oder komplett ignoriert. Den Managern im Aufsichtsrat oder in höheren Positionen ist der Profit der Firma wichtiger als der Mitarbeiter selbst. Es kommt zu Kündigungen und Produktionsschwächen, welche vermieden werden könnten. Doch wie groß ist das Wissen eines Managers über die Tätigkeiten und die Arbeitseinstellung des kleinen Mitarbeiters in einem Unternehmen? Denn zur Motivation gehört nicht nur Lob oder eine Belohnung, sondern an erster Stelle sollte das Wohlbefinden des Mitarbeiters stehen.
Personalführung vs. Motivation
Cost-Control ist wichtiger als zufriedene Mitarbeiter
Ein Gastbeitrag von Marcel Krafczyk
Mich besonders hat dieses Thema angesprochen, als ich im deutschen Fernsehen die beliebte TV-Doku-Soap »Undercover Boss« gesehen habe. Hochrangige Manager in Führungspositionen von Unternehmen arbeiten verdeckt (»Undercover«) als Praktikanten in der eigenen Firma mit ihren Arbeitnehmern zusammen, um dadurch eine unverfälschte und eine andere Sicht in die Arbeitsabläufe ihres Unternehmens gewinnen zu können.
Anschließend wird in einem Meeting mit den Manager-Kollegen besprochen, welche Erfahrung er gesammelt hat und wie sie Veränderungen im Unternehmen einbauen können, um nicht nur produktiver zu sein, sondern auch den Mitarbeitern einen besseren und sicheren Arbeitsablauf zu gewährleisten. Die verschiedenen Mitarbeiter, mit denen der Manager arbeiten durfte, werden für ihre unwissende Ehrlichkeit und ihre Verbesserungsvorschläge mit Gutscheinen, wie z. B. einer Reise, belohnt.
Jedoch stellen sich mir persönlich viele Fragen, obwohl ich dieses Format sehr positiv aufnehme. Zunächst einmal, bringt diese Show wirklich die Manager anderer Unternehmen auf die Idee, unabhängig vom Fernsehsender auch so eine Aktion zu starten? Oder entwickeln Manager, welche ebenfalls diese Sendung gesehen haben, ein Veränderungskonzept für die eigene Firma, indem sie Mitarbeiter befragen, welche Änderungsvorschläge sie haben? Außerdem frage ich mich, ob Firmen, welche an dieser Sendung teilnehmen konnten, die positiven Veränderungen bis heute beibehalten haben?
Meiner Meinung nach sieht leider die Realität ganz anders aus. Ich habe des Öfteren von verschiedenen Mitarbeitern verschiedenster Unternehmen mitbekommen, dass nicht nur keine Veränderungen oder Verbesserung in Unternehmen stattfinden, es werden ebenfalls an wichtigen Motivationsträgern Kürzungen vorgenommen.
Bei einem persönlichen Gespräch mit einem Mitarbeiter einer renommierten Gesellschaft erfuhr ich, dass der Profit des Unternehmens wichtiger geworden ist, als das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Als dieser inzwischen 55 Jahre alte Herr im Unternehmen begann, gab es jährlich mehrmals Veranstaltungen, welche vom Unternehmen finanziert wurden. Auf Weihnachtsfeiern gab es Tombolas, auf denen sogar Wochenendreisen für die Mitarbeiter verlost wurden. Dies gab den Mitarbeitern nicht nur ein Gefühl der Dankbarkeit vom Unternehmen, sondern ein Gefühl im Unternehmen gebraucht zu werden. Er erzählte mir ebenfalls, dass die Mitarbeiter eine firmeneigene Kantine besuchen dürfen. Die Mitarbeiten zahlen monatlich ca. 40€ und dürfen wie in einem All-You-Can-Eat Buffet an den Arbeitstagen Getränke und Speisen zu sich nehmen. Im Laufe der Zeit ist der monatliche Preis für die Verpflegung geblieben, jedoch haben sich die Qualität und der Abwechslungsreichtum der Speisen deutlich verschlechtert. So prahlte er früher vor seiner Frau, was es tolles im Unternehmen zu essen gab. Kommt er heutzutage nach Hause, isst er anschließend, da er z. T. die Speisen in der Firma auslässt. Das Wohlbefinden der Mitarbeiter leidet sehr stark, und darunter ebenfalls die Motivation.
Bei weiteren Gesprächen über Arbeitsentgelt erzählt er mir, dass das Einstiegsgehalt in den letzten Jahren um mehr als 50 %, bei gleichbleibender Arbeit, verringert wurde. Es werden günstige Arbeitskräfte eingestellt, welche definitiv nicht mit Spaß oder gutem Willen ihrer Beschäftigung nachgehen. Dadurch bilden sich ein starker Neid und starke Unruhen im Unternehmen. Mitarbeiter, welche länger dabei sind, haben gute und schlechte Zeiten des Unternehmens durchgestanden. Dadurch sind sie stolz auf das, was sie mit erschaffen haben. Dieses können jedoch die neuen Mitarbeiter nicht nachvollziehen.
Seid einem rapiden Managerwechsel in der Chefetage ist es zu diesen Kürzungen gekommen.
Nun soll die Firma gewisse Aufträge streichen lassen, wodurch Mitarbeiter freiwillig die Firma verlassen müssen. Sollten sie mit der Hoffnung bleiben, dass sich etwas ändern wird, stehen ihnen evtl. schwere Zeiten bevor. Die Angst der Mitarbeiter überwiegt, dass sie keine gerechte Abfindung erhalten, bzw. sie in ein Tochterunternehmen, welches in mehr als 300km Entfernung liegt, wechseln müssen. Sollten sie dem Wechsel zustimmen, müssten sie ihr Leben um 180 Grad drehen. Sollten sie das Angebot der neuen Niederlassung nicht in Kauf nehmen, so bleibt ihnen nur noch die von ihnen ausgehende Kündigung.
Ich denke, dass genau diese Manager sich nicht nur in die Lage der Mitarbeiter versetzen sollten, sondern ebenfalls mehrere Wochen an unterster Front mitarbeiten sollten. Dadurch könnten sie eine Wertschätzung der Tätigkeiten und der Leute gewinnen, welche sich für ihren Profit die Hände schmutzig machen.
Ich denke ebenfalls, dass es eine Firma geben sollte, welche nicht nur Motivations- und Führungsseminare für Schichtführer u. ä. anbieten sollte. Es sollte eine Firma geben, welche hoch positionierte Manager an die Hand nimmt und ihnen rät, 2–5 Wochen mit den kleinsten Mitarbeitern zu arbeiten. Außerdem sollten sie Seminare anbieten, in denen erklärt wird, welche Motivation Manager anbieten können, unabhängig vom Finanziellen und Lob. Ohne Frage, dieses sind zwei wichtige Faktoren in der Motivation, jedoch sollte die Firma dem Management vermitteln, dass das Wohlbefinden eines Mitarbeiters ebenfalls sehr wichtig ist. Diese Firma sollte dem Management wortwörtlich mit dem Hammer ins Gedächtnis einschlagen, dass der kleinste Mann ganz unten,gleichzeitig der wichtigste sein könnte. Damit ist gemeint, dass ein Mitarbeiter z. B. auf der Arbeit ein sauberes Fahrzeug fährt und es nicht an Reinigungskräften fehlen sollte. Ebenfalls sollte eine Kantine wohlbekommende und gesunde Nahrung servieren. Und vor allem sollte kein Mitarbeiter bei der Arbeit darüber nachdenken müssen, ob er am nächsten Tag noch zur Arbeit erscheinen darf oder ob er sich bei der nächsten Beratungsstelle arbeitslos melden muss.
Ich bin der festen Überzeugung, dass das Wohlbefinden der Mitarbeiter, nicht nur motivierend ist, sondern gleichzeitig die Produktivität im Unternehmen steigern kann. Für mich ist dieses ein wichtiger Punkt der Personalführung. Denn was gibt es schöneres, außer einen Mitarbeiter, der glücklich seiner Beschäftigung nachgeht.
Bildnachweis:
RTL Undercover Boss: Jetzt darf der Chef die Klos putzen
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