»Kokreation« bezieht sich, wenn überhaupt, auf Produkte oder Services, aber so gut wie nie auf deren Kommunikation — ein Umstand, der vieles erklärt.
Kommunikationsprojekte, vom Unternehmensimage über die Marke bis zum Produkt oder Service, sollten eigentlich genau wie in anderen Bereichen kollaborative Projekte sein, an denen zumindest der Kunde und die Agentur beteiligt sind. In der Regel ist das weder im Großen wie im Kleinen so. In Unternehmen wird zumeist eine lokal-dialektal gefärbte Form des Marketing gesprochen, in Agenturen werbisch, und in diesen Sprachen wird munter gegeneinander gearbeitet, nach Cannes zielende Heuler präsentiert und letzte Änderungen drei Sekunden vor Produktionsbeginn gefaxt. Und seltsamerweise bezieht sich »Kokreation«, wenn sie überhaupt am Start ist, stets auf Produkte oder Services, aber so gut wie nie auf die Kommunikation für Produkte oder Services — ein bizarrer Zustand, der viel von dem erklärt, was wir um uns herum sehen.
Aber auch im Detail ist das mit der Kollaboration nicht einfach. Gerade in mittelständischen Unternehmen und Betrieben sind Menschen oft nicht fähig oder willens anzunehmen, daß für die Menschen, die sie einkaufen für ihre Kommunikation — Freie und Nanoagenturen — genau das gleiche gilt, was für sie selber gilt: Daß sie etwas von dem verstehen, was sie tun, und auch gerne adäquat bezahlt werden möchten für das, was sie tun.
Projektbezogen kann das so aussehen wie im begnadeten Comic Strip How a Web Design Goes Straight to Hell von The Oatmeal.
Kommunikationstechnisch kann das so aussehen wie Dean Rieck’s legendäare Zusammenstellung von “Translating Freelance ‘Client Speak’ Into Plain English”, die leider nicht mehr online ist. “Client Speak”-Listen gibt es reichlich, aber diese war speziell zugeschnitten auf freie Schreiberinnen und Schreiber und listete einige der schönsten Wendungen, die ich je gelesen habe.
Mein Favorit:
“We need to see a few more samples of your work.”
Translation: We have no clue what we’re looking for, so we can’t tell if you’re qualified or not. We want something totally different and original, but along the same lines as what we’ve done previously, and with an edgy feel that communicates tradition to the highly targeted demographic of men and women aged 18 to 88 living inside or outside the U.S.
Daß Rieck’s Website nicht mehr online ist, ist wirklich ein Verlust.
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