Konzeptionelles Corporate Blogging im Extranet ist eine Möglichkeit, verteilte Team-Mitglieder bei der Projektarbeit informiert und involviert zu halten.
Eine der interessanteren Einsatzmöglichkeiten von Corporate Blogs ist das Führen eines Blogs zur Förderung der internen, verteilten Unternehmenskommunikation. Statt dies umständlich zu erläutern, möchte ich ein Beispiel geben. Im Auftrag einer Agentur konzipierte ich für die neue Produktlinie eines globalen Marktführers im Bereich Reinigung und Desinfektion die fiktive Produktmanagerin »Alice P. Care« — komplett mit Persönlichkeit, Ticks, Hobbys und Hintergrundgeschichte. Alice, als meine persona, führte ein Extranet-Blog entlang der Produktentwicklung und der Markteinführung, das alle Beteiligten »beteiligt« und über Fortschritte und Aktivitäten informiert hielt. Neben »ihren« regelmäßigen Einträgen veröffentlichte Alice auch E-Mails und Memos, die sie von den echten Beteiligten aus Forschung, Entwicklung und Marketing zugeschickt bekam, und verlinkte auf wichtige Dokumente und erinnerte an Termine. Alice spielte auch die Hauptrolle in einem Messe-Infotainment-Spot zur Markteröffnung, für den ich das Drehbuch schrieb.
Die Erfahrungen waren durchweg gut. Nicht nur wurde Alice als Person projektweit »adoptiert« und die Leute aus den einzelnen Abteilungen schickten ihr stets die neuesten Infos, die dann von allen anderen gelesen wurden; Alice bekam, besonders von den Entwicklern, lange und amüsant geschriebene E-Mails über die Erfahrungen, die sie persönlich mit den Testprodukten machten, während sie ihren privaten Hobbys nachgingen — vom Angeln bis zum Zusammenbau von Motorrädern!
Alices Blog stellte für alle an der Produktentwicklung Beteiligten eine Art »Drehkreuz« dar, über das die Leute aus den verschiedenen Abteilungen sich nicht nur gegenseitig zwanglos mit Information über die Fortschritte versorgten, sondern, als »Konversationsanteil«, auch sich selbst mit ihren Vorlieben und Hobbys einbringen konnten.
Die Leute wußten selbstverständlich, daß Alice nicht echt war und ihre Blogeinträge »von der Agentur« kamen. Viele wußten auch, soweit ich weiß, daß der Verfasser keine Frau war, ein Geheimnis war das ohnehin nicht, und einige kannten mich ja auch persönlich, zumindest die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Marketing-Bereichen. Und es funktionierte trotzdem fabelhaft.
Aber damit so etwas funktioniert, müssen auch auf Unternehmensseite gewisse Grundanforderungen erfüllt sein. Imaginationskraft und eine Professionalität, die auch mal etwas spielerischen Elementen Raum gibt, wird sich in einer Arbeitsplatzatmosphäre von Angst oder Terror nicht entwickeln. Aber in solchen Fällen braucht die interne Unternehmenskommunikation zumeist ohnehin kein Blog, sondern eine Notoperation.
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