»Hilfe kommt jetzt ausgerechnet aus Malta.«
Vor langer, langer Zeit auf diesem Blog schrieb ich über ein schreiberliches Cry-Wolf-Syndrom: die Unart nachrichtenähnlicher Angebote im Internet und speziell von Spiegel Online, Doppelpunkte und Bindestriche wie Konfetti über jeden Satz zu streuen. Neben der Metapher von Bindestrich und Doppelpunkt »als eleganter Tandem aus Pflanzkübel und Bodenwelle« in den Spielstraßen von Nachrichten und Werbetexten schrieb ich:
Was mich an diesem inflationären Gebrauch zusätzlich und ganz besonders stört, ist das unaufhörliche Wecken von Erwartungen. Doppelpunkte und Gedankenstriche in Berichten und Argumenten suggerieren das Unerwartete, versprechen das Überraschende, bauen einen Spannungsbogen auf. Doch das alles wird nur selten eingelöst — fast immer ist das Nachfolgende 100 % vorhersehbar. Und wer sich beim Schreiben eines Textes dutzende Male zu solch blinden Alarmen à la “Cry Wolf” hinreißen läßt, muß sich nicht wundern, wenn der Text es im entscheidenden Augenblick verfehlt zu fesseln.
Das sagt natürlich auch etwas aus über den Inhalt, aber das war nicht das Thema meines Eintrags. Zu diesem inhaltlichen Aspekt ist die kürzliche Titanic-Satire eine wundervolle und geradezu ideale Ergänzung: Die schönsten »Spiegel online«-Einleitungstexte der nächsten Tage.
Hier zwei Kostproben:
I think I’m Lanthanoid
Sie heißen Dysprosium, Ytterbium oder Promethium: Seltene Erden sind in Zeiten des Cloud Computings wichtiger denn je. Hilfe kommt jetzt ausgerechnet aus Malta.Brille: Goldstein
Ob Woody Allen, Groucho Marx oder Gilad Schalit: Jüdische Prominente scheinen ein Faible für Hornbrillen zu haben. Zwei Optiker gehen im Gelobten Land auf Spurensuche – und machen eine erstaunliche Entdeckung.
Großartig.
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