Wo die Demonstration zum “Silencing the Democratic Process” und die Demokratie zur »Tyrannei der Masse« umgemünzt wird, ist auch die Okkupation der »Öffentlichkeit« nicht weit.
Die erklärten Unterstützungen von ACTA, der »Offene Brief« der 51 Tatort-Autoren, die aktuelle Ausgabe des Handelsblatt: all dies bildet, wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, lediglich den Auftakt für einen konzertierten — und aus massiver gepoolter Kriegskasse finanzierten — Propagandafeldzug als Kampagnenjournalismus für die »Besetzung« der medialen Öffentlichkeit:
Unter diesen sogenannten »100 Kreativen« im Handelsblatt-Artikel sind 47 Manager, acht Politiker und acht Lobbyisten, die sich ungeniert als Urheber gerieren, und selbst der Rest ist aufgemogelt aus kreativen Berufsgruppen, die mit dem Urheberrecht außer ideologischen Volley-Vorlagen keine substantiellen Berührungspunkte haben. Und die »Meinungen« dieser »Kreativen«, die eben mehrheitlich gar keine Kreativen sind, sondern trollende Vertreter von Verwertern, sind eigentlich auch keine Meinungen, sondern Beschimpfungen in der Schwergewichtsklasse, und nach der Lektüre muß ich sagen: so schlimm hätte ich es mir vorgestellt, wenn ich es für möglich gehalten hätte. Und gleichzeitig erfüllen diese »Meinungen« perfekt ihre Aufgabe als bekannte & beliebte Variante des Proof by Verbosity:
A rhetorical technique that tries to persuade by overwhelming those considering an argument with such a volume of material that the argument sounds plausible, superficially appears to be well-researched, and it is so laborious to untangle and check supporting facts that the argument might be allowed to slide by unchallenged.
Aber wir haben Ressourcen. Und wir haben Bruno Kamm. Der hat sich durch die Handelsblatt-Kommentare der »Kreativen« gekämpft und jeden einzelnen davon beantwortet. Wenn ihr nur einen einzigen Artikel zum Verleger- und Verwerter-Blitzkrieg lest — und es gibt jede Menge, die sich lohnen — dann lest diesen:
Kommentar zu den 100 Köpfen von Bruno Kramm
Das zweite Dokument, das jeder lesen sollte, der zu dem Thema etwas sagen möchte, ist unser
Abschließend — auch das Handelsblatt als »Tageszeitung« hat sich mittlerweile seine Anführungszeichen um den Begriff »Tageszeitung« redlich verdient — wie alle periodischen Publikationen, die die elementaren Grundsätze des Journalismus keinen nennenswerten Einfluß auf ihr Berufsverhalten nehmen lassen, und wie alle Publikationen, die ihre gesellschaftlich-kulturelle Rolle nicht als Vierte Gewalt verstehen, sondern als plump dekorierter Schalltrichter für Lobbyisten und Industrieinteressen. Und wenn es nach deren Willen geht, werden wir »Demokratie« bald ebenfalls in Anführungszeichen setzen können.
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