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Sinn und Ornament: Redux

Max Planck Forschung China Special: Vorher | Nachher

China Special: Vorher | Nachher

Auch beim Tätowieren von chinesischen Schriftzeichen im Westen und westlichen Schriftzeichen im Osten verläuft nicht immer alles ganz nach Plan.

Das wird mir eine Lehre sein, Beiträge auf Halde zu legen, die sich auf ein potentielles Internet-Mem beziehen! Language Log hatte den Beitrag zur China-Ausgabe der Max-Planck-Zeitschrift am 4. Dezember; meinen noch am gleichen Tag verfaßten Beitrag für die Schrift & Sprache-Kategorie veröffentlichte ich aber erst sechs Tage später am 10. Dezember. Das war dann auch just der Tag, an dem diese Kanji-Panne plötzlich buschbrandartig in allen möglichen Zeitungen vom Spiegel bis zum Independent sowie von Pharyngula bis Boing Boing und überhaupt auf jedem dritten Blog und seinem Bruder im Internet erschien. Arrgh.

Aber immerhin hatte mein Beitrag im Gegensatz zu den meisten anderen Abhandlungen auch ein Thema. Eines der Dinge, die ich in diesem Rahmen erwähnte, war die einstige Sichtung einer spiegelverkehrten Kanji-Tätowierung und das Dilemma, ob es gut ist, den Betreffenden darüber ins Bild zu setzen oder lieber nicht.

PZ verlinkte in seinem Beitrag auf einen etwas älteren, aber nichtsdestotrotz aufschlußreichen Artikel in der New York Times mit dem Titel Cool Tat, Too Bad It’s Gibberish, den ich allen Tattoo-Enthusiastinnen und -Enthusiasten, die mit fremden Schriftzeichen schwanger gehen, nur dringend zur Lektüre empfehlen kann. Gerade bei chinesischen Schriftzeichen, die unter anderem für das Chinesische (»Hanzi«) und Japanische (»Kanji«) benutzt werden, scheint fehlerhaftes Tätowieren nahezu endemisch, mit zum Teil äußerst komischer Note — wenn auch nicht unbedingt für die Betroffenen, versteht sich — im Umfeld ungeahnter Bedeutungen wie “power piglet” oder “motherly beast blessing”.

Aber, ganz im Sinne meines Beitrags, passiert dies natürlich auch umgekehrt, wenn europäische/alphabetische Schriftzeichen sich im Grauraum zwischen Sinn und Ornament bewegen:

Horitaka, a tattoo artist in San Jose, Calif., who specializes in traditional Japanese designs and travels often to Japan, said he recently spotted a tattoo in a Japanese magazine that said, in English, “truth love” instead of “true love.”

Auch hier wieder erscheint alles, wie zu erwarten, reziprok.

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